Zwischen Western, Horror und Parallelwelten: Intermedialität in Stephen Kings The Dark Tower

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Ein Blogtext von einer mit Nerdbrille und Popkultur-Tourette

Wenn Stephen King ein Universum erschafft, dann nicht mit einem schnöden Once upon a time. Nein. Der Mann wirft uns mit Karacho in eine Welt, die so vollgestopft ist mit Anspielungen, Querverweisen und popkulturellem Krimskrams, dass Tarantino neidisch den Revolver ziehen würde. Willkommen im Dark Tower-Zyklus – Kings postapokalyptischem Fantasy-Western-Horror-Multiversum. Und das Beste daran? Es ist nicht nur ein Turm. Es ist ein verdammter intermedialer Themenpark.

Also, schnappt euch euren Ka-Tet, wir tauchen ab. Oder auf. Oder quer. Je nach Dimension.


Filme im Turm – Wenn Roland ins Kino geht

Der Zauberer von Oz (1939)

Oh ja, Dorothy ist auch dabei. King schickt seine Truppe buchstäblich über eine gelbe Ziegelstraße, komplett mit Roboter-Smaragdstadt und Zauberer-Ersatz. Wenn du dachtest, Oz sei süß und fluffig – hier wird’s düster. Es ist, als hätte jemand dem MGM-Film einen Schuss Dystopie und eine Prise Blei verpasst.

Star Wars

Ka-Tet, Jedi, Vater-Sohn-Konflikte – klingt vertraut? King liebt Lucas’ Weltraumoper, und Dark Tower ist voller thematischer Parallelen. Roland ist im Grunde der stoische Obi-Wan mit Cowboyhut. Und Mordred? Eine Art Sith mit Muttermilchfetisch. Schöne Grüße aus der Galaxis weit, weit weg.

Harry Potter

Wusstest du, dass Voldemort-Stäbe nicht gegen Maschinengewehre helfen? King zitiert explizit das Harry Potter-Universum, als Eddie Dean sich im magischen New York mit einem „Zauberstab“ der modernen Art ausrüstet. Expecto Patronum – jetzt mit Kaliber.

Shining & Doctor Sleep

Roland und Co. besuchen das Overlook Hotel – ja, genau das aus The Shining. Der Horror ist real, und Stephen King verneigt sich hier ganz uneitel vor sich selbst. Und vor Stanley Kubrick. Und vielleicht vor Jack Nicholson, der wahrscheinlich auch ein Gunslinger wäre, wenn er nicht gerade Türen einhackt.


Bücher im Bücherregal des Turms

Alice im Wunderland – Lewis Carroll

Tür auf, Kaninchen rein, Verstand raus. King spielt immer wieder mit Carrolls absurdem Kosmos. Jake begegnet sprechenden Tieren, labyrinthartigen Rätseln und schräger Logik, die auch in Alice zu Hause wäre. Wonderland ist Mid-World, nur mit mehr Staub.

Der Herr der Ringe – J.R.R. Tolkien

Roland = Aragorn + Clint Eastwood. Die Suche nach dem Dunklen Turm ist Kings Version von Frodos epischem Wandermarathon. Der Unterschied? Statt Orks gibt’s Mutanten, statt Elben abgedrehte Psychopathen. Ach ja, und kein Gollum. Leider.

Moby Dick – Herman Melville

Ahab jagt den Wal, Roland jagt den Turm – beide sind besessen, beide verlieren Freunde, und beide sind garantiert keine Leute, mit denen du Urlaub machen willst. King zitiert direkt, metaphorisch und sehr liebevoll aus diesem Klassiker.

Der Zauberer von Oz – L. Frank Baum

Nicht nur der Film – auch das Buch hat seinen Auftritt. Die Struktur des Turmzyklus lehnt sich teilweise an die archetypische Reise durch seltsame Länder an. Außerdem: Tik-Tok der mechanische Mann. Enough said.


Songs – Der Soundtrack zu Roland Deschains Albträumen

Hey Jude – The Beatles

Der Song taucht in The Gunslinger auf – nicht als bloße Erwähnung, sondern als Echo aus einer verlorenen Welt. Die Beatles existieren in einem der vielen Universen, und ihr Lied wirkt wie ein melancholischer Soundfetzen, der durch die Dimensionen weht.

Velcro Fly – ZZ Top

In The Waste Lands begegnet Eddie einem riesigen Roboter, der zu „Velcro Fly“ tanzt. Kein Witz. Der Moment ist so surreal, dass David Lynch ihn nicht besser hätte schreiben können. Southern Rock meets Terminator.

Someone Saved My Life Tonight – Elton John

In Song of Susannah wird dieser Song als lebensverändernd für eine Figur beschrieben. Musik wird zur emotionalen Brücke – und ja, auch zum Trigger für Mid-World-Melancholie.


Bonus-Content: Popkulturelle Easter Eggs, die sogar Marvel neidisch machen würden

King verwebt sein gesamtes literarisches Universum ins Dark Tower-Netz. Figuren und Orte aus It, Salem’s Lot, Insomnia, Hearts in Atlantis – sie alle tauchen auf oder werden erwähnt. Der Mann ist quasi das literarische MCU. Und Roland Deschain ist sein Nick Fury, nur mit Colt statt Augenklappe.


Fazit: Intermedialität als Weltbaukunst

Stephen Kings The Dark Tower ist kein normales Fantasy-Epos. Es ist ein multimedialer Clusterf***, der dich aus dem Lesesessel schleudert, durch Kinosäle, Plattenläden und Literatursalons jagt – nur um dich am Ende wieder mit einer neuen Erkenntnis in der Realität auszuspucken: Alles ist verbunden. Und alles führt zum Turm.

Also, das nächste Mal, wenn du Der Zauberer von Oz oder Hey Jude hörst – denk an Roland. Denk an Mid-World. Und vielleicht daran, dass dein Leben auch nur eine Geschichte in einer anderen Geschichte ist.

Ka ist ein Rad, Baby.

Ka ist ein Rad.

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