„Vertrag? Versprochen!“ – Eine Kolonialismus Satire

a woman in a garment holding an axe on a horse

Für Geronimo, den Mann, der zu viel glaubte und zu wenig bekam. Kolonialismus Satire

Kommt, Kinder, setzt euch leis’ im Kreis,
es gibt ’ne Mär vom Land des Fleiß.
Dort regiert das weiße Wort,
mal schwört’s auf Gott, mal bricht’s sofort.

Ein Indianer? Frei? Wie kühn!
Den zwingen wir zum Dasein „grün“.
„Du darfst hier leben, voller Ruh –
nur halt dein Volk vom Kämpfen ab, du!“

Geronimo, der alte Fuchs,
versteckt sich gern im Felsen-Schlucks.
Doch siehe da – ein General
kommt mit Vertrag und Heiligstrahl:

„Komm raus, mein Freund! Kein Kugelhagel.
Nur Frieden, Brot und ein paar Fabeln!
In zwei Jahr’n kehrst du zurück –
ins Heimatland, mit etwas Glück.“

Geronimo, der glaubt dem Mist,
denn Hoffnung ist, was nie vergisst.
Er unterschreibt, er legt sich still,
doch was das Weiße will, das will:

Nach Florida! Wo’s Mücken juckt
und Krankheit feucht im Fieber spukt.
Kein Arzt, kein Recht, kein Ziegenstall –
nur Militär mit Uniform und Knall.

„Du bist ein Held!“ – rufen sie laut,
„Du reitest gut, du siehst so traut.
Steig auf das Pferd beim Präsident’n –
und wink den Leuten, die dich nicht kenn’n!“

Doch jedes Mal, wenn er gefragt:
„Wann endet denn mein Freiheitspakt?“
kommt Antwort stets mit breitem Grinsen:
„Bald. Vertrau uns. Kannst dich besinnen.“

Er stirbt in Ketten, krank und alt,
die Lüge war stets unverhalt’.
Doch heute? Wird er stolz gezeigt –
auf Münzen, Flaggen, Blech vergeigt.

Moral der Fabel, gut versteckt:
Wer glaubt, wird schön in Blei gedeckt.
Verträge sind wie Zuckerguss –
drunter liegt stets Kolonial-Frust.

„Versprochen“ heißt: Wir brechen’s bald.
Und lächeln warm, wenn du erkalt’st.
Denn Freiheit, Bruder, sei nicht dumm –
gibt’s hier nur mit Kolben drum.

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